Wasserstoff-Strategie der Bundesregierung nicht für den ÖPNV

Eine Million Elektroautos auf Deutschlands Straßen – diese Zahl strebt die Große Koalition bis 2022 an. Bis 2030 sollen es sieben bis zehn Millionen E-Fahrzeuge sein. Auf dem “Autogipfel wurden dafür weitere Maßnahmen beschlossen – unter anderem höhere Prämien beim E-Auto-Kauf und weitere Ladepunkte.

Doch die Bundesregierung hat bei den Antriebstechnologien auch Alternativen im Blick: Sie will in den kommenden Jahren Wasserstofftechnologien fördern. Noch vor dem Jahresende will sie eine “Wasserstoff-Strategie” präsentieren. Deutschland müsse in diesem Bereich “die Nummer eins in der Welt” werden, sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier bei einer “Konferenz zur nationalen Wasserstoffstrategie” in Berlin.

In einem Thesenpapier der Ministerien für Wirtschaft, Verkehr, Forschung und Wirtschaftliche Zusammenarbeit heißt es, die Bundesregierung wolle Aktivitäten im Wasserstoffbereich fördern und miteinander verzahnen. “In der Industrie kann perspektivisch bei vielen Prozessen CO2-frei erzeugter Wasserstoff zum Einsatz kommen.” Im Verkehrsbereich stünden der Luftverkehr, die Schifffahrt sowie Schwerlastwagen im Fokus.
Die Industrie hingegen fordert mehr Geld für Forschung und Entwicklung und weniger Hürden, um Wasserstoff wirtschaftlich einsetzen zu können. Da Deutschland auch in einer Wasserstoffwirtschaft langfristig Energieexporteur bleiben werde, sei es wichtig, den Aufbau eines globalen Wasserstoffmarktes voranzutreiben, argumentiert der Bundesverband der Deutschen Industrie. Länder wie China, Japan und Südkorea seien in dem Bereich viel aktiver, kritisiert FDP-Fraktionsvize Michael Theurer. Die Große Koalition setze viel zu stark auf batteriebetriebene Autos.

Damit erneuert Theurer einen Vorwurf, der mit Blick auf die Verkehrswende immer wieder erhoben wird – auch im Nachgang zum “Autogipfel”. “Verkehrswende heißt nicht, dass wir 47 Millionen fossile Verbrenner durch 47 Millionen Elektromobile ersetzen”, sagte der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, der Grünen-Politiker Cem Özdemir, im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF. “Dann haben wir zwar weniger Abgase, weniger Lärm in den Innenstädten, aber das Problem mit dem Verkehrsinfarkt ist nicht gelöst.” Stattdessen müsse man mehr auf Carsharing, den öffentlichen Nahverkehr und das Fahrrad setzen.

Mehr Anreize für eine rasche Verkehrswende fordern auch der Verkehrsclub Deutschland und die Heinrich-Böll-Stiftung. In ihrem “Mobilitätsatlas” setzen sie auf sichere Rad- und Fußwege, den Umstieg auf kleine Elektroautos im Sharing-Betrieb und nicht zuletzt einen starken öffentlichen Nahverkehr.

Quelle: tagesschau.de

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