Gewaltiger Investitionsstau im Schienennetz

Der Investitionsstau im bundeseigenen Schienennetz ist im vergangenen Jahr trotz Rekordinvestitionen in die Bahninfrastruktur erneut gewachsen. Dem InfraGO-Zustandsbericht zufolge beträgt er nun 110 Milliarden Euro. Der Zustand des Bundesschienennetzes hat sich im Jahr 2024 immerhin nicht weiter verschlechtert, sondern minimal verbessert. Die Allianz pro Schiene sieht im Sondervermögen für die Infrastruktur und im geplanten Eisenbahninfrastrukturfonds die Chance, den Investitionsrückstand in den kommenden Jahren abzubauen.

Der Netzzustand hat sich laut InfraGO-Zustandsbericht von der Note 3,03 im Jahr 2023 auf die Note 3,00 im Jahr 2024 kaum verändert (Note 1: Neuwertig, Note 5: Mangelhaft). Der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, sagte dazu am Dienstag in Berlin:

„Der Netzzustand ist in etwa gleichgeblieben. Das ist noch kein Grund für großen Jubel. Aber immerhin scheint der Abwärtstrend im bundeseigenen Schienennetz gestoppt zu sein, und das ist eine gute Nachricht.“

Insbesondere auf der sanierten Riedbahnstrecke zeigt der Bericht deutliche Verbesserungen. Wurde der Zustand der Strecke 2023 noch mit 3,7 bewertet, erhält die Strecke nun die Note 2,19. Dirk Flege: „Daran sehen wir, dass die erste Generalsanierung etwas in die richtige Richtung bewegt hat und die Rekordinvestitionen des Bundes sich lohnen. Das muss der Bund jetzt fortsetzen, nicht nur die weitere Sanierung, sondern auch Aus- und Neubau, damit sich das Gesamtnetz deutlich verbessern kann.“

Mit Sondervermögen und Fonds gegen Investitionsstau

Insbesondere aufgrund von Inflation und deutlich gestiegenen Baupreisen hat sich nach Angaben der DB InfraGO der Investitionsstau von rund 92 Milliarden Euro im Jahr 2023 auf etwa 110 Milliarden Euro im Jahr 2024 erhöht. Dazu sagte Flege: „Wir gehen davon aus, dass das Sondervermögen für die Infrastruktur hier haushaltspolitische Spielräume schafft, um den Investitionsstau in den kommenden zwölf Jahren abzuarbeiten. Ebenso wichtig dafür ist die bereits im Koalitionsvertrag angekündigte Schaffung eines Eisenbahninfrastrukturfonds. Durch den Fonds könnten Mittel für Sanierungs- und sonstige Baumaßnamen planbar und beschleunigt abgerufen werden, weil dann die Mittelvergabe nicht mehr allein vom jährlichen Bundeshaushalt abhängt.“

Wie schon im vergangenen Jahr fordert die Allianz pro Schiene Bund und Deutsche Bahn zu einem gemeinsamen Vorgehen bei der Beurteilung des Netzzustands auf. Flege: „Um die Schieneninfrastruktur wirklich steuern zu können, braucht der Bund klare Kennzahlen, die bei der Entwicklung des bundeseigenen Schienennetzes erreicht werden sollen. Das erfordert eine gemeinsame Absprungbasis, was die Beurteilung des gegenwärtigen Netzzustands betrifft. Der Bund sollte die Aussagen im InfraGO-Zustandsbericht rasch prüfen, um eine belastbare Grundlage für das weitere Vorgehen zu haben – bislang ist das leider noch nicht passiert.“

Busführerscheinprüfung mit 17 Jahren bestanden

Der Fachkräftemangel im öffentlichen Nahverkehr ist bundesweit spürbar – auch beim SVHI Stadtverkehr Hildesheim. Um dem entgegenzuwirken, setzt der SVHI verstärkt auf qualifizierte Nachwuchsförderung. Seit 1. August 2024 absolvieren zwölf Schüler ihre Ausbildung zum Berufskraftfahrer im Personenverkehr beim SVHI. Einer von ihnen: Romeo Knauthe. Er hat als erster Auszubildender im Unternehmen bereits mit 17 Jahren die Busfahrprüfung bestanden – und damit einen Meilenstein erreicht.

Der Busführerschein der Klasse D ist fester Bestandteil der dreijährigen Berufsausbildung und wird vom SVHI vollständig finanziert. Voraussetzung für den Erwerb ist eine Fahrerlaubnis der Klasse B (PKW). „Dass junge Menschen heute schon mit 17 Jahren den Busführerschein machen können, eröffnet ganz neue Perspektiven für die Ausbildung im Nahverkehr. Wir sind stolz, dass Romeo Knauthe diese Möglichkeit wahrgenommen und seine Führerscheinprüfung bei uns erfolgreich bestanden hat“, berichtet Kai Henning Schmidt, Geschäftsführer der SVHI Stadtverkehr Hildesheim GmbH & Co. KG und der RVHI Regionalverkehr Hildesheim GmbH.

Zu Beginn seiner Ausbildung durchlief Romeo Knauthe verschiedene Stationen, darunter die Leitstelle, die Werkstatt sowie als Begleitung im Linienverkehr. Nach bestandener Theorieprüfung im Januar 2025 folgte der Praxisteil: Mit insgesamt 89 Fahrstunden, in der Stadt, auf Landstraßen, Autobahnen und bei Dunkelheit, bestand Romeo Knauthe Anfang März 2025, im Alter von 17 Jahren, seine Busführerscheinprüfung. „Wenn man für etwas brennt, sollte man das auch machen – unabhängig von den Wünschen und Erwartungen anderer“, erklärt Romeo Knauthe. Ab April 2025 wird er, unter Begleitung von erfahrenem Fahrpersonal, erstmals im Linienbetrieb eingesetzt. „Ich komme jeden Tag mit einem Lächeln auf den Betriebshof und freue mich schon auf die weitere Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen, die tagtäglich eine tolle Arbeit leisten“.

Die Nachwuchsförderung hat für den SVHI einen hohen Stellenwert. „Unser Ziel ist es, jungen Menschen frühzeitig Perspektiven im öffentlichen Nahverkehr zu bieten und sie langfristig für den Beruf zu begeistern“, so Schmidt. „Romeo Knauthe ist ein tolles Beispiel dafür, wie gut das funktionieren kann – und er zeigt, dass Engagement und Verantwortungsbewusstsein keine Frage des Alters sind.“

VDV formuliert Bedingungen für ETCS-Erfolg

Bei der vollständigen Modernisierung der Leit- und Sicherungstechnik im deutschen Eisenbahnsystem ist die Einführung des European Train Control Systems (ETCS) eine zusätzliche Herausforderung.

„ETCS als hochkomplexes technisches System kann nur dann erfolgreich installiert und betrieben werden, wenn eine ‚systemführende Stelle‘ das planerische und technische Zusammenspiel aller beteiligten Eisenbahninfrastruktur- und -verkehrsunternehmen koordiniert und steuert. Die umfassende Modernisierung der Leit- und Sicherungstechnik ist dringend geboten, um die Leistungsfähigkeit des Systems Eisenbahn zu erhalten und zu verbessern.“

VDV-Vizepräsident Joachim Berends

Das VDV-Postitionspapier „ETCS in Deutschland – Chancen und Herausforderungen: Leistungsfähigkeit der Eisenbahn in Deutschland absichern – erhalten – ausbauen!“ arbeitet heraus, dass die Digitalisierung der Leit- und Sicherungstechnik und die Einführung von ETCS ihre Wirkung nur dann vollständig entfalten, wenn sie gemeinsam mit der Modernisierung der Infrastruktur ausgeführt werden.

Die Branche fordert im Positionspapier, dass ETCS tatsächlich eine nationale und europäische Interoperabilität bieten muss. Die mit ETCS ausgerüsteten Triebfahrzeuge müssen innerhalb des Netzes flexibel einsetzbar sein – vergleichbar dem heute flexiblen Fahrzeugeinsatz in Deutschland. Dazu unterstreicht VDV-Vizepräsident Joachim Berends: „Ohne flexible, auf schnell wechselnde Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden ausgerichtete Einsatzmöglichkeiten unserer Lokomotiven ist die Wettbewerbsfähigkeit des Eisenbahnverkehrs gefährdet.“

Die Interessen der Vielzahl der Akteure sind sehr ungleich verteilt. Insbesondere viele Eisenbahnverkehrsunternehmen und lokale Infrastrukturbetreiber haben oft keine oder nur sehr langfristige Vorteile aus der ETCS-Umrüstung: „Die Dienstleistungen für die Kundinnen und Kunden bleiben gleich, eine Umlegung der Kosten der Investitionen in die ETCS-Technik auf den Transportpreis ist nicht möglich. Als Branchenverband begrüßen wir daher ausdrücklich, dass in jüngsten Verlautbarungen das BMDV eine klare Steuerung der ETCS-Ausrüstung unter Einbindung der Branche in Aussicht steht“, so Berends.

Die Einführung von ETCS kann laut VDV-Positionspapier nur gelingen, wenn hierzu eine langfristige Finanzierung sichergestellt wird, die die Infrastruktur- und Fahrzeugausrüstung umfasst. Die Finanzierung der Fahrzeugumrüstung ist erforderlich, da die ETCS-Fahrzeugausrüstung wichtige Bestandteile der Leit- und Sicherungstechnik von der Infrastruktur ins Fahrzeug verlagert. Die Finanzierung der ETCS-Infrastrukturausrüstung muss die Ausrüstung der Infrastrukturschnittstellen und, wo sinnvoll oder erforderlich, auch der NE-Infrastrukturen umfassen. Bei der Modernisierung und Digitalisierung der Eisenbahninfrastruktur ist eine sachgerechte Auswahl der ETCS-Streckenausrüstung im Haupt- und Nebennetz erforderlich. Die aktuelle Planung des Bundes sieht für die Eisenbahnen des Bundes durchgängig eine Ausrüstung mit ETCS Level 2 ohne Signale (L2 oS) vor. Aus Sicht des VDV können unterschiedliche, abgestufte ETCS-Ausrüstungsgrade zum Zuge kommen.

Das Positionspapier ETCS in Deutschland – Chancen und Herausforderungen steht unter vdv.de/positionen bereit.

MAN investiert eine halbe Milliarde Euro in Nürnberg

Am Produktionsstandort Nürnberg hat MAN Truck & Bus im Beisein des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder und des Staatsministers Hubert Aiwanger seine Batterieproduktion offiziell gestartet. Im Rahmen der Veranstaltung kündigte der Münchner Nutzfahrzeughersteller erstmals die nächste Ausbaustufe seiner Batterieproduktion in Nürnberg an. Zusätzlich zu den bereits investierten rund 100 Mio. Euro in die jetzt gestartete Produktionsanlage werden in den kommenden Jahren weitere rund 150 Mio. Euro in den weiteren Kompetenzaufbau im Bereich der Batterietechnologie sowie die Erhöhung der Wertschöpfungstiefe fließen. Konkret bedeutet das unter anderem, dass bei der nächsten Batteriegeneration neben den Packs, die aus mehreren Modulen bestehen, auch die Module selbst, die mehrere Batteriezellen zusammenfassen, ebenfalls in Nürnberg produziert werden.  

Von den angekündigten zusätzlichen Investitionen in Höhe von rund 150 Mio. Euro werden etwa 18 Mio. Euro gefördert. Fördergeber sind dabei sowohl das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) als auch der Freistaat Bayern. Darüber hinaus fördert der Freistaat Bayern die Weiterentwicklung und Forschung zur Batterietechnologie am MAN-Standort Nürnberg mit rund 30 Mio. Euro. Diese Mittel werden zur Forschung unter anderem in den Bereichen Batteriemontage, Zellchemie und ‑alterung sowie Batteriesicherheit eingesetzt.

Insgesamt werden durch die Investitionen in Nürnberg rund 400 Arbeitsplätze in einer Zukunftstechnologie gesichert und die Transformation des Standorts weiter vorangetrieben. Die in der Batterieproduktion tätigen Mitarbeiter waren zuvor in den Bereichen Motorenmontage, Gießerei oder Logistik eingesetzt und konnten für sich dank Umschulungen ein neues, zukunftssicheres Arbeitsfeld erschließen.  

Der Start der Batterieproduktion ist bereits die zweite neue Produktionslinie, die in diesem Jahr in Nürnberg eröffnet wurde. Auch die Produktion der neuesten Generation von MAN-Dieselmotoren, die im neuen Antriebsstrang D30 PowerLion zum Einsatz kommt, ist eine Investition in die Zukunft und sichert viele Arbeitsplätze am Standort. Rund 250 Mio. Euro hat MAN dafür aufgewendet. Aktuell geht MAN davon aus, dass im Jahr 2030 knapp die Hälfte der Lkw in Europa und etwa 90 Prozent der Stadtbusse mit Zero-Emission-Antrieb ausgeliefert werden sollen. Der hocheffiziente, verbrauchsreduzierte Motor D30 wird also noch bis weit in die 2030er-Jahre benötigt werden. Weitere Motorenplattformen und -baureihen werden darüber hinaus im externen Motorengeschäft von MAN langfristig zur Verfügung stehen.  

MAN eTruck-Produktion startet im Juni 

Am MAN-Standort Nürnberg werden Batteriepacks in drei sogenannten Formfaktoren hergestellt. Ein flacher Formfaktor kommt im MAN Lion’s City E zum Einsatz, dem batterie-elektrischen Stadtbus. Zwei weitere Formate finden Anwendung in den eTrucks MAN eTGL, MAN eTGS und MAN eTGX mit Gesamtgewichten von 12 bis 50 Tonnen. Der Start der Serienproduktion der MAN eTrucks eTGS und eTGX in München ist für Juni dieses Jahres geplant.  

In der aktuellen Ausbaustufe können 50.000 Batteriepacks pro Jahr in Nürnberg produziert werden. Das neue Gebäude M50 ist allerdings darauf ausgelegt, dass 100.000 Einheiten pro Jahr hergestellt werden können. Das Hochskalieren der Batterieproduktion erfolgt in Abhängigkeit der Nachfrage nach batterie-elektrischen Fahrzeugen.  

MAN setzt in seinen Batterien auf eine NMC-Zellchemie („Nickel-Mangan-Cobalt“), die speziell an den Betrieb von Nutzfahrzeugen angepasst wurde. Das Batteriemanagementsystem (BMS) überwacht im Betrieb kontinuierlich den Zustand der Zellen. Kommt es beispielsweise zu einem unvorhergesehenen Ereignis, sorgt es durch interne Maßnahmen für einen sicheren Zustand. Bei einem Unfall trennt das BMS die Batterie sofort vom Rest des Fahrzeugs (Hochvolt-Notabschaltung). Außerdem hält es die Batteriezellen mithilfe eines intelligenten Heiz- und Kühlsystems immer in einem optimalen Temperaturbereich.  

Ein technologisches Highlight in der jetzt startenden Großserienfertigung der Batteriepacks ist die modulare Produktion. Das heißt, MAN arbeitet mit einem System ohne Band und Takt, das mit unterschiedlichen Produktvarianten umgehen und einfach an neue Varianten angepasst werden kann. Die entkoppelten Stationen können unabhängig voneinander betrieben und umgebaut werden, die Batteriepacks fließen abhängig vom individuellen Bedarf und Zustand durchs Produktionssystem. Ermöglicht wird das durch ein hohes Maß an Digitalisierung und Automatisierung im Produktionsfluss und in der Materialbereitstellung, die vollständig automatisiert mit intelligent vernetzten fahrerlosen Transportsystemen (FTS) erfolgt. Somit wird sowohl die notwendige Flexibilität und Wandelbarkeit als auch die wirtschaftliche Herstellung unterschiedlicher Batteriepacks gewährleistet.  

100-prozentige Endkontrolle  

Jedes Batteriepack durchläuft am Ende der Produktion einen „End of Line“-Test. Im Fokus stehen dabei verschiedene Softwaretests, elektrische Tests wie Laden/Entladen, Überprüfen der vom Lieferanten übermittelten Daten der Batteriezellen und -module sowie ein Leckagetest. Schließlich müssen die kompakten Stromspeicher Wind und Wetter genauso aushalten wie auch einen Dampfstrahler. Dafür durchläuft jede Batterie 23 Prüfprogramme und es werden ca. 400 Prüfparameter aufgenommen. Für jede Batterie wird das individuell dokumentiert. Der Produktionsprozess kann so auch nach 15 Jahren noch nachverfolgt werden. 

VDV-Präsidium bestellt neue Geschäftsführerin Eisenbahnverkehr

Nicole Knapp (52) wurde zur neuen Geschäftsführerin Eisenbahnverkehr des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) bestellt. Sie wird den Posten zum 01.06.2025 übernehmen.

Knapp verfügt über umfangreiche und langjährige Erfahrungen im Eisenbahnsektor, sowohl im Personenverkehr als auch bei der Infrastruktur. Seit mehr als fünf Jahren verantwortet sie als Leiterin die Kommunikation für den Infrastrukturbereich bei der Deutschen Bahn (DB AG). Insgesamt blickt sie auf fast 16 Jahre Berufserfahrung im Eisenbahnsektor zurück. Nach Stationen bei der Bahnindustrie und einem privaten Eisenbahnunternehmen des Schienenpersonennahverkehrs wechselte Knapp zur Deutschen Bahn, wo sie im Laufe der Jahre verschiedene Positionen innehatte.

„Nicole Knapp ist eine erfahrene Führungskraft in der Eisenbahnbranche, die nicht nur die verschiedenen Facetten und die Themenvielfalt des Sektors sehr gut kennt. Sie ist eine ausgewiesene Kommunikationsexpertin, die es sehr gut versteht, die im Eisenbahnsystem oft komplexen Zusammenhänge richtig zu positionieren. Damit wird sie die sehr erfolgreiche Lobby- und Facharbeit des Branchenverbands bereichern. Diese Einschätzung teilt das gesamte Präsidium, weshalb sie von uns bestellt wurde. Dazu gratuliere ich ganz herzlich und freue mich auf die Zusammenarbeit. Wir stehen in der ganzen Branche, aber vor allem auch bei der Eisenbahn vor großen Herausforderungen und befinden uns mitten in einer umwälzenden Transformation des Sektors. Die Aufgabe als Geschäftsführerin des Branchenverbandes könnte also größer kaum sein und wir sind wirklich froh, dass wir diese wichtige Position so hochqualifiziert besetzen konnten.“

VDV-Präsident Ingo Wortmann

„Der Bestellung von Nicole Knapp geht ein umfassender, verbandsinterner Auswahlprozess voraus. Denn es war für uns von zentraler Bedeutung, eine geeignete Person finden, die das Know-how über die Branche mitbringt und dieses auch entsprechend in Richtung Politik, Mitgliedschaft und Öffentlichkeit transportieren kann. Mit Nicole Knapp haben wir eine solche Persönlichkeit gefunden. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit ihr und den Kollegen in der VDV-Geschäftsführung.“

VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff

„Ich bedanke mich für das positive Votum des VDV-Präsidiums, das für mich ein klares Zeichen der Wertschätzung und des Ansporns ist. Für mich persönlich ist der Schritt zum VDV die Möglichkeit, die Gesamtperspektive des Schienenverkehrs in Deutschland einnehmen zu können und mich in der neuen Position auch nochmal entscheidend weiterzuentwickeln. Ich freue mich sehr darauf, an entscheidender Stelle beim Branchenverband zusammen mit den Mitgliedern und meinen Kolleginnen und Kollegen die zahlreichen Herausforderungen des Sektors aktiv gestalten zu können.“

Nicole Knapp

Nicole Knapp (52) ist Diplom-Kommunikationswirtin und Fachwirtin für Immobilien. Die gebürtige Berlinerin ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in ihrer Heimatstadt. Vor ihrem Einstieg bei der Deutschen Bahn war sie unter anderem für das SPNV-Unternehmen Netinera und den Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) tätig.

VDV Academy & Training startet: Dem Fachkräftemangel wirksam begegnen

Die VDV-Akademie geht mit dem Start der VDV Academy & Training GmbH (VDV A&T) einen entscheidenden Schritt zu einer nachhaltigen Fachkräftesicherung für den öffentlichen Personenverkehr. Aufbauend auf den erfolgreichen Maßnahmen der Brancheninitiative „Fokus Bahn NRW“ für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) in Nordrhein-Westfalen wollen die Verantwortlichen auch auf nationaler Ebene geeignete Kooperationsprojekte entwickeln, um dem wachsenden Fachkräftemangel im öffentlichen Nahverkehr zu begegnen. Mit Joachim Künzel hat ein profilierter Branchenfachmann seit dem 1. April 2025 die Geschäftsführung für das neue Tochterunternehmen der VDV-Akademie übernommen.

Harald Kraus, Vorstandsvorsitzender der VDV-Akademie:

„Bundesweit fehlen aktuell rund 3.000 Triebfahrzeugführer*innen – Tendenz steigend. Über alle Berufsbilder betrachtet, gehen nach Erhebungen des VDV bis 2030 über 70.000 Beschäftigte von Verkehrsunternehmen in den Ruhestand. Der demografische Wandel und der damit einhergehende Fachkräftemangel sind daher eine zentrale Herausforderung für die gesamte Mobilitätsbranche. Mit der VDV Academy & Training GmbH wollen wir im Bereich unternehmensübergreifender Qualifizierungen und intensiver Netzwerkarbeit branchenweite, gemeinsame Maßnahmen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels umsetzen.“

Alexander Möller, Geschäftsführer der VDV-Akademie:

„Die VDV-Akademie nimmt für sich in Anspruch, der Branche und unseren Mitgliedern mit ihren Angeboten und Dienstleistungen in den wichtigsten Personalthemen einen Wettbewerbsvorsprung zu verschaffen. Das zentrale Thema der Fachkräftegewinnung ist ein Bereich, in dem wir unser Portfolio deshalb weiterentwickeln wollen. Zusätzlich zur bereits erfolgreich agierenden VDV-Arbeitgeberinitiative ist die Gründung der VDV Academy & Training ein wichtiger Schritt auf diesem Weg. Ich freue mich, dass wir dafür mit Joachim Künzel einen sehr erfahrenen Branchenkenner und Manager gewinnen konnten. Er bringt die Erfahrungen und Kontakte mit, die der SPNV- und ÖPNV-Branche bei der gemeinsamen Bewältigung des Fachkräftemangels helfen werden.“

Joachim Künzel: 

„Die Mobilitätswende im öffentlichen Nahverkehr kann nur gelingen, wenn wir die Personalprobleme nachhaltig angehen. Über die VDV Academy & Training wollen wir Verkehrsunternehmen, Aufgabenträger, Bildungseinrichtungen und die Politik dafür gewinnen, über gemeinsame Strukturen und Programme wirksame Lösungen für eine erfolgreiche Gewinnung von Fach- und Führungskräften aufzubauen.“

Joachim Künzel (55) hat in Dortmund Raumplanung studiert und als Diplom-Ingenieur abgeschlossen. Nach dem Studium arbeitete er in verschiedenen Leitungsfunktionen für die DB Regio AG in Koblenz, Frankfurt, Essen, Düsseldorf, Münster und Dortmund. Von 2012 bis 2017 war er als Regionalleiter Personal für DB Regio Region NRW tätig, ehe ihn der Zweckverband Nahverkehr Westfalen Lippe (NWL) Anfang 2018 zum Geschäftsführer berufen hat. Seit 2019 ist er zudem Programmleiter der Brancheninitiative „Fokus Bahn NRW“. Joachim Künzel war bis zu seinem Ausscheiden aus dem NWL zudem Mitglied im Präsidium des Bundesverbandes SchienenNahverkehr (BSN) und Vorstandsmitglied der VDV-Landesgruppe NRW.

Toralf Müller ab Oktober neuer LVB-Geschäftsführer

Zum 1. Oktober 2025 wird Toralf Müller neuer Geschäftsführer der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB). Der 56-jährige gebürtige Sangerhäuser tritt die Nachfolge des langjährigen technischen Geschäftsführers Ronald Juhrs an, der Ende Oktober 2025 in den verdienten Ruhestand wechselt.

Toralf Müller arbeitete als diplomierter Maschinenbauingenieur unter anderem als Konstrukteur bei der Mercedes Benz AG in Berlin, als Geschäftsführer Betrieb und Technik sowie Finanzen und Personal bei den Verkehrsbetrieben Hamburg Holstein GmbH (VHH) und für Regionalbus bei der Deutschen Bahn AG. Damit bringt er eine Fülle von Erfahrungen aus verschiedenen Leitungspositionen in den Bereichen Finanzen, Personal, Vertrieb, Geschäftsentwicklung und Konzernstrategie ein. Derzeit ist er Mitglied der Geschäftsleitung bei der eMIS Deutschland GmbH, Hamburg.

„Seine Führungserfahrungen und strategischen Vorstellungen werden für die LVB bei der Weiterentwicklung von großem Wert sein und neue Impulse bei der Mobilitätswende in Leipzig setzen“, so Torsten Bonew, Aufsichtsratsvorsitzender der LVB und Leipzigs Finanzbürgermeister.

„Wir freuen uns sehr, Toralf Müller in unserem Team willkommen zu heißen“, so Karsten Rogall, Sprecher der Geschäftsführung der Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft.

„Ich freue mich darauf, die LVB in dieser spannenden Phase ihrer Entwicklung leiten zu dürfen. Gemeinsam mit meinen Geschäftsführerkollegen kann ich basierend auf einem starken Fundament das Unternehmen weiterentwickeln und Chancen für Innovation und Wachstum nutzen“, so Toralf Müller zu seiner Ernennung.

Infrastruktur-Sondervermögen und Regionalisierungsmittel: „Zwei Seiten einer Medaille“

In den aktuellen Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD sind die Themen Infrastruktur sowie die konsumtiven Mittel zum Betreiben des bundesweiten Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) wichtiger Bestandteil.

Der BSN als Interessenvertretung aller 27 SPNV-Aufgabenträger begrüßt daher die Position, die der Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz, Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter, am 2. April 2025 im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF zu diesem Thema formuliert hat. Darin betonte er die Aufgabenhoheit für den SPNV bei den Ländern und deren Forderung nach höheren Finanzierungszusagen vom Bund, um die Verkehrsleistungen auch langfristig erbringen zu können.

BSN-Präsident Thomas Prechtl sagt dazu:

„Dass es grundsätzlich ein Sondervermögen für Infrastruktur geben soll, ist sehr wichtig. Es bleibt weiterhin abzuwarten, in welcher Höhe die Schiene davon profitieren wird. Aber auch die neueste und beste Infrastruktur bringt nichts, wenn darauf anschließend keine Regionalzüge mehr fahren. Abbestellungen im SPNV sind aufgrund einer nicht gesicherten Finanzierung bei den Aufgabenträgern längst Realität.“

Es brauche daher neben dem Kraftakt eines Infrastruktur-Sondervermögens auch ein Bekenntnis vom Bund zum laufenden Betrieb in Form von langfristig gesicherten auskömmlichen Regionalisierungsmitteln, so Prechtl weiter.

„Beide Themen sind zwei Seiten einer Medaille. Deshalb hoffe ich darauf, dass die von den möglichen Koalitionären in der Arbeitsgruppe Verkehr ausgehandelten Beschlüsse zu Stärkung von Infrastruktur und Betrieb auch tatsächlich kommen“, sagt der BSN-Präsident abschließend.

Neuer Chef für die DB Fahrzeuginstandhaltung

Der 56-jährige Jens Abromeit steht seit dem 01. April 2025 an der Spitze der DB Fahrzeuginstandhaltung. Der Diplom-Ingenieur wechselt von der britischen Arriva Group. Dort war er Mitglied des Vorstands und Managing Director der Arriva UK Bus Holding Ltd. Er folgt auf Nicole Friedrich, die nach drei Jahren den Vorsitz der FZI-Geschäftsführung abgibt.

„Die Teams der DB Fahrzeuginstandhaltung übernehmen wichtige Aufgaben für einen stabilen Eisenbahnbetrieb und eine starke Schiene in Deutschland. Nicole Friedrich hat in den vergangenen drei Jahren mit viel Herzblut viele strategische Weichen gestellt. Dafür danken wir ihr sehr und freuen uns, dass wir für ihre Nachfolge mit Jens Abromeit einen Fachmann mit mehr als 30 Jahren operativer und Führungserfahrung gewinnen konnten.“

Dr. Daniela Gerd tom Markotten, Vorständin Digitalisierung und Technik der Deutschen Bahn AG

Abromeit hat mittelständische Unternehmen und auch Geschäftseinheiten internationaler börsennotierter Konzerne im In- und Ausland geführt. Branchenkenntnisse erwarb er im Automotive- und Fahrzeugbau, in der Licht- und Elektronikindustrie und weiteren Branchen. Seine Aufgabe bei der DB Fahrzeuginstandhaltung sieht er darin, das Unternehmen auch für die Zukunft wirtschaftlich erfolgreich und leistungsstark aufzustellen.

Die DB Fahrzeuginstandhaltung unterstützt Eisenbahnverkehrsunternehmen seit über 20 Jahren mit Revisionen und Hauptuntersuchungen für Lokomotiven, Wagen und Triebzüge, mit Redesigns, Instandsetzungen nach Unfällen und der Instandhaltung von Motoren, Brems- und Luftversorgungsanlagen sowie Steuerelektronik. Die meisten ihrer Werke blicken auf mehr als 100 Jahre Geschichte zurück. Kunden im In- und Ausland sind neben der DB Betreibergesellschaften, Leasingunternehmen sowie Hersteller von Schienenfahrzeugen und Schienenfahrzeugkomponenten.

Münchner S-Bahn: Knorr-Bremse stattet neue Züge von Siemens Mobility mit Systemtechnologien aus

Knorr-Bremse hat von Siemens Mobility den Auftrag erhalten, die neue Generation Münchner S-Bahnen mit Bremssystemen und – erstmals vom Zughersteller geordert – Kupplungssystemen auszustatten. Die mindestens 90 Leichtbau-Züge sollen ab Ende 2028 ausgeliefert werden und zukünftig auch auf der im Bau befindlichen zweiten Stammstrecke in München zum Einsatz kommen.

„Knorr-Bremse will Innovationstreiber und Gestalter im Bahnsektor sein – ein Anspruch, den wir mit stetig neuen Systemtechnologien unterstreichen. Das Prestigeprojekt S-Bahn München ist ein weiteres vielversprechendes Kapitel unserer Partnerschaft mit Siemens Mobility – auch deshalb, weil das Projekt in der Stadt unseres Hauptsitzes umgesetzt wird. Daneben zahlt das erste Kupplungsprojekt mit Siemens Mobility auf unsere Strategie BOOST ein: zukunftsweisende, chancenreiche Technologiesegmente weiter auszubauen, um Unternehmenserfolg, langfristigen Kundennutzen und Innovationsführerschaft zu stärken.”

Dr. Nicolas Lange, Mitglied des Vorstands der Knorr-Bremse AG und weltweit verantwortlich für die Rail Division

Leisere, umweltfreundliche Bremstechnologien

Knorr-Bremse trägt mit Bremssystemen und Mittelpufferkupplungen zur Erfüllung des Kundenanspruchs an S-Bahnzüge mit optimierten Lebenszykluskosten, hoher Energieeffizienz und größtmöglicher Verfügbarkeit bei. Die Bremssysteme beinhalten Magnetschienenbremsen, pneumatische Bremssteuerungen, Drehgestellausrüstung sowie die neueste Generation von ScrewSupply Eco Schraubenkompressoren. Dank des neuen Kompressors werden Wartungs- und Überholungszyklen optimiert sowie Schallemissionen mit smarten Komponenten wie dem elektrisch gesteuerten Lüfter weiter reduziert.

Die Serienauslieferung der automatischen Kupplungen wird Knorr-Bremse planmäßig ab Ende 2025 starten. Siemens Mobility hat sich für die Kupplungstechnologie entschieden, da sie mit hoher Modularität, maximaler Zuverlässigkeit und optimierten Lebenszykluskosten punkten konnte. Seit dem erfolgreichen Eintritt in den internationalen Markt für Kupplungssysteme hat Knorr-Bremse eine Reihe modularer Kupplungen für verschiedene Zugtypen entwickelt und mehrere Kundenaufträge erhalten.

Ebenfalls Teil des Auftrags: Scheibenwisch- und Waschsysteme für die Züge. Mit ihnen bauen Siemens Mobility und Knorr-Bremse ihre jahrelange erfolgreiche Zusammenarbeit in dem Produktsegment weiter aus. Scheibenwisch- und Waschsysteme von Knorr-Bremse kommen bereits in der Zugplattform Mireo von Siemens Mobility zum Einsatz.

Mehr Transportkapazität auf Münchens Schienen

1.841 Passagiere kann jeder der neuen dreizehnteiligen S-Bahn-Triebzüge mit seiner durchgängigen Gesamtlänge von rund 202 Metern aufnehmen. Die Züge werden die bestehende Flotte ergänzen und die Transportkapazitäten des Münchner Stadt- und Regionalverkehrs steigern. Optisch überzeugen die S-Bahnen – vorgestellt auf der InnoTrans 2024 – mit attraktivem blau-weißem statt bisher rotem Design sowie moderner Innenausstattung. Hierzu zählen Familien- und Gruppenbereiche in den Wagen sowie wegweisende und barrierefreie Informationssysteme.